Wie hat sich das Recruiting von Generation Y zu Generation Z verändert?
Wie gesagt, die Kanäle verändern sich, auch die Art der Ansprache. Sie ist etwas unförmlicher; statt „Sehr geehrte…“ verwende ich öfter einfach „Hallo….x!“, kontextbezogen.
Wir haben dieses Jahr das erste Mal für das Anwerben über Social-Media-Kanäle und Internet einen eigenen Recruiter eingestellt, der diese Plattformen bedient und betreut.
Jobs werden heute anders angeboten als früher, darauf muss man sich als Betrieb einstellen. Wo harte Fakten bei GenY den Karriereweg markierten will GenZ eher unterhalten werden, den Spaßfaktor erkennen.
Wir haben ein Mitarbeiterbonusprogramm, in dem Kolleg:innen Bewerber:innen empfehlen können, was gut angenommen wird. Auch für die GenZ ist Empfehlung, z.B. durch Klassenkameraden (oder durch Influencer) ein wichtiger Entscheidungsfaktor.
Die klassische Stellenanzeige schalten wir zwar manchmal auch noch, hat aber kaum Erfolg. Auch ist bei der Suche von GenZ mehr zu betonen, welche Benefits auf die Bewerber:innen im Unternehmen warten.
Es wird ein gutes Arbeitsklima und anständige Bezahlung bereits vorausgesetzt. GenY hat hier noch mehr Zurückhaltung, sie fordern aber regelmäßig ihre Gehaltserhöhungen, anders wie die Generation X vor ihnen.
Was ist der Grund für diese Veränderung?
Wir leben in wirtschaftlich sehr guten Zeiten, es gibt genug Arbeit, wenig (Wirtschaft-)Krisen, Corona jetzt mal ausgenommen.
Sicherheit ist selbstverständlicher geworden. Die Menschen besinnen sich auf sich und die Sinnsuche. Im Leben – und im Job.
Als Folge dieser sicheren Zeiten hat sich die Erziehung von Kindern verändert, jeder soll das Beste bekommen. Selbstbewusste geliebte Kinder suchen nach Gleichgesinnten, die mit ihnen die Welt verändern, und zwar digital.
Die Welt wird schneller durch die technischen Möglichkeiten. Auf eine Antwort einen Tag lang oder mehr zu warten ist für die jungen Leute eher unüblich, alles ist sofort präsent.
GenZ wächst ganz selbstverständlich mit allen Technik-Schnickschnack, Handy, PCs und Co. auf. Eine Lebensplanung ohne diese Hilfsmittel ist undenkbar. Darum muss man diese Generation auch woanders suchen: im Netz. Das Internet ist für sie so selbstverständlich, dass sie kaum andere Kommunikationsmittel akzeptieren.
Wie hat sich der Bewerbungsprozess verändert?
Geschwindigkeit ist Trumpf, die Antworten dürfen nicht mehr so lange dauern. Videointerviews wurden bisher auch gut akzeptiert während Corona, alle konnten auf ihren privaten Laptops Zugang erhalten ohne Nachfrage oder Schwierigkeiten.
Corona holt die GenZ dort ab, wo sie schon lange sind – in der digitalen Welt.
Aber ich arbeite auch verstärkt mit Bildungs- und Fördereinrichtungen zusammen, die junge Leute vermitteln wollen. Denn neben den oben erwähnten „behüteten“ Jugendlichen gibt es auch immer mehr junge Menschen, denen der Zugang zur Bildung fehlt, die bedingt durch Flucht aus der Heimat, Sprache oder fehlende Unterstützung im Elternhaus abgeschnitten sind.
Wichtig ist auch zu beachten, dass die Kinder von Einwanderfamilien zwar hier geboren sind, aber trotzdem teilweise stark in eine andere Kultur involviert sind. Sie haben mehrere Identitäten und orientieren sich stark an Gleichgesinnten. Sie sind eine große und wichtige Zielgruppe.