Identifizierst du dich schon oder arbeitest du noch?

„Du musst dich vollkommen mit deinem Job identifizieren, dann macht es am meisten Spaß und ist effizienter“. So oder so ähnlich liest man das Rezept zum beruflichen Erfolg vielerorts.

Bilder von fröhlichen Menschen mit Laptop auf den Knien, im Hintergrund das Meer umsäumen die zahlreichen Motivations-Memes à la „Wochenenden sind für Loser“. Oder so ähnlich, ihr wisst, was ich meine.

Es klingt nach einem Allheilmittel, Arbeit und Leben zu verbinden. Schöne Sache für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, scheinen doch alle zu profitieren.

Work-Life und anderes

Begriffe wie Worklifeblending  und -balance werden im einem Zuge genannt. Im ersten Begriff verschwimmen Freizeit und Arbeit leicht, „blenden“ also quasi ineinander über. Im zweiten Begriff wird Erholung von der Arbeit als entscheidender Erfolgsfaktor herausgestellt.

Ist dieses Mantra eine Verschwörung aller Arbeitgeber, damit wir aufhören zu motzen am Montagmorgen? Oder sind das Auszüge von Erfahrungen Einzelner, die „es geschafft haben“ und das soll uns motivieren? Manchmal nerven mich die widersprüchlichen Artikel, die zwischen ewiger Sinnsuche und „go hard or go home“ schwanken.

Goldene Regel

Wie auch immer. Motivation kommt ja immer noch von innen und kann von außen höchstens befeuert werden. Da sich auf der einen Seite Menschen in den körperlichen Bankrott arbeiten und andere vor Langeweile Bore-Out entwickeln ist die Wahrheit wie immer irgendwo in der Mitte.

Frei nach der Goldenen Regel „Was du nicht willst, dass man dir tu` das füge dir nicht selber zu!“ Damit sollten wir uns identifizieren! Mit uns selber!

identifizieren mit sich selbst, gelber Hintergrund, Frau gemalt im Vordergrund, Satz in Schreibschrift

Der Putzmann von Hauptbahnhof

Ich muss immer wieder an den Putzmann beim Besuch bei einem Fastfooder denken, den ich für eine geraume Zeit mal bei seiner Arbeit beobachtete.

Ihr könnt euch vorstellen, dass man bei einer amerikanischen Burgerkette als Putzkraft keine Vergütung über Maß erwarten kann. Somit fällt das als Motivationsspritze aus.

Dennoch hat dieser Mann, während er so den kleinen Gang zwischen den Toiletten mit seinem Schrubber gesäubert hat seine gute Laune nicht verloren.

Ich konnte deutlich hören, wie er ein Lied summte und die Energie seiner Bewegungen passten zu meiner Einschätzung, dass er – von außen betrachtet – Spaß an seiner Tätigkeit hat. Egal, ob er sich damit identifiziert oder nicht.

Kleiner Ausschnitt

Genauere Umstände bleiben natürlich im Dunklen. Aber dieser kurze Ausschnitt des Lebens eines Menschen, der sich von solch einer Tätigkeit nicht die Lebensfreude schmälern lässt, war inspirierend.

Ich denke oft daran, wenn ich jemanden über „Scheiß Jobs“ jammern höre. Manchmal sind wir hier wirklich verwöhnt. Im Westen im Allgemeinen und in München mit nahezu Vollbeschäftigung im Besonderen.

identifizieren mit dem Job - Leomann putzt
Jeder Job zählt und Zufriedenheit ist auch Einstellungssache! (Bild: Michael Schwarzenberger/pixabay)

Identifiziere dich doch, mit was du willst!

Kein Job darf dir die Würde nehmen. Niemand hat das Recht, ihm Unterstellte zu mobben oder unnötig unter Druck zu setzen. Zum Glück passiert gerade viel in Sachen Menschen führen. Menschliche Werte finden unaufhörlich ihren Weg in die Arbeitswelt (lies dazu auch meinen Artikel Have you Soft Skills?).

Vorgesetzte verstehen ihre Rolle immer mehr als Bindeglied zwischen den Unternehmenswerten und den Mitarbeitern. Erfolg geht nur gemeinsam. Das Zitat von Spiderman „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“ passt mehr denn je.

Es ist gut, wenn wir uns mit unserem Job identifizieren. Weil sonst geht’s nicht. Arbeit ohne Sinn ist der Mühe nicht wert. Trotzdem halte ich es für wichtig und richtig, Grenzen zu ziehen. Die Loyalität zum Arbeitgeber muss Grenzen haben.

Generation Z

Mir fällt auf, dass die Jugend das momentan schon wieder ganz natürlich von dem totalen Identifizieren mit Ihrem Arbeitgeber wegkommen. Sie trennen Arbeit und Freizeit klarer voneinander. Das sind die älteren Generationen nicht gewöhnt und ihr Verhalten sorgt immer wieder für Kopfschütteln.

Die Arbeit ist für die jungen Leute zwar mehr als Pflicht, trotzdem bestehen sie auf ihre Auszeiten. Anrufe am Wochenende oder im Zug in den Urlaub noch Mails beantworten? Fehlanzeige.

Das könnte eine Art Selbstschutz sein und eine logische Konsequenz aus den Erwachsenen sein, die vorlebten, dass „ganztags“ bis 20 Uhr bedeuten kann.  Und dass der Papa im Urlaub nicht mit zum Schwimmen mitging, weil er am Laptop saß.

identifizierst du dich? Skateboarder mit Sonnenuntergang im Hintergrund
Leben um zu arbeiten? Nein danke. (Bild: Prexels/pixabay)

Wege finden

Ich begrüße die Sinnsuche für die Arbeit, die man wirklich machen will. Es ist meine Überzeugung, dass man eine Sache besser macht, wenn man den Sinn versteht.

Und dabei kommt es nicht auf die Art der Arbeit an. Die Produktionshelferin die täglich das gleiche Werkstück anfertigt findet genauso Erfüllung in ihrer Tätigkeit wie vielleicht die Steuerbeamtin, die täglich Bescheide prüft.

Es kommt grundsätzlich auf die innere Haltung an. Jeder Job kann Sinn und Unsinn sein, du entscheidest!

Energien

Ich für meinen Teil mag die Arbeit, die ich mache. Und ich mache sie gern. Ich freue mich aber auch auf den Feierabend und das Wochenende.

Und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich versuche auch, wenn möglich, stets pünktlich zu gehen. Ersten „zwingen“ mich die Zeiten der Kindereinrichtungen zum Einhalten. Andererseits ist das auch Selbstschutz.

Können und Wollen

Denn auch ich kann stundenlang in einer Sache aufgehen und ohne Rücksicht auf Verluste arbeiten. Der Flow kann High machen.

Aber das möchte ich nicht.

Ich möchte nicht über Maß Raubbau an meinem Körper und meiner Familie betreiben. Denn andere Dinge mache ich auch gerne und sie erfüllen mich so wie mein Job.

Kommt die Freizeit zu kurz können wir unseren anderen Interessen nicht mehr genug Energie zufließen lassen und sie verkümmern.

Leichter gesagt als getan

Welche Strategie für wen passt muss jeder für sich entscheiden. Jeder ist ja auch ein anderer (Erholungs-)Typ. Sicher ist, dass das Leben ohne eine Aufgabe keinen Spaß macht und jeder sein „Platzal“ finden muss.

Und sicher ist auch, dass wir mit unserem Arbeitgeber Verträge über Leistungen und Pflichten vereinbart haben und an diese sollte wir uns halten. In jede Richtung.

Ich honoriere zwar die Versuche vieler Unternehmen, Werte zu kreieren, mit denen man sich identifizieren kann. Bei der Umsetzung hapert es allerdings oft. Ein Vorleben ist sicherlich eine sinnvolle wenn auch geduldige Strategie.

Wir übernehmen selber die Verantwortung über uns und unser Tun. Und auch, für das, was wir zulassen.

Unbezahlte Überstunden im dreistelligen Bereich und eure Bitten um Veränderung werden ignoriert? Weg da. Schlechte Führungskraft, unfaire Methoden? Hier hat einer den Alarm noch nicht gehört.

Große Worte

Zum Schluss möchte ich euch noch vier wichtige Sätze in diesem Kontext von der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison  ans Herz legen. Mich haben die Worte berührt und inspiriert, darum möchte ich sie euch nicht vorenthalten, da sie wunderbar zum Thema passen.

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