Gehalt-voll

Die meisten von uns gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach oder sind selbstständig. Wie man es aber dreht und wendet, die meisten verkaufen ihre Zeit gegen Geld, beziehen also Gehalt.

Warum aber machen wir dann in der Arbeitswelt um Geld so ein Heckmeck? Ich habe dazu ein paar Überlegungen angestellt.

Spiegel

Mir würde diese Tatsache überhaupt nicht auffallen, ich hätte sie wohl für selbstverständlich und für ein globales Phänomen gehalten, wäre da nicht mein Partner. Er kommt nicht von hier. Zum Glück reißt er mich immer mal wieder aus meiner furchtbar deutschen Scheinwelt raus und lehrt mich so viel über mich und meine (künstliche) Identität. Der Austausch zwischen Kulturen ist mit nichts zu ersetzen.

Stiller Beobachter

Oft merkt er das gar nicht und das ist gut so, sonst fühle ich mich zu ertappt! Aber Fakt ist, das Gehalt, was bei uns ein verpöntes Thema ist, das Menschen beim Smalltalk panisch zu Boden blicken lässt ist für andere Kulturen eine willkommene Gelegenheit, sich und ihre Bedeutung für die Menschheit ins rechte Licht zu rücken.

Lügner!

Es wird wohl kaum so viel gelogen, wie beim Gehalt. Liegt es daran, dass ein Schweigegelübde bereits mit dem Arbeitsvertrag vereinbart wird und wir uns verpflichtet fühlen, dieses einzuhalten? Befürchten wir Regress? Regelbrüche liegen dem Deutschen ja bekanntlich nicht gerade im Blut, aber wer kann uns zwingen? Was ist da los? (Gehaltsvergleich: wie viel verdienen die Deutschen?)

Kulturunterschiede

Wo der Deutsche aber maßlos untertreibt, sein Monatsnetto abgerundet nennt, meist ohne Zusatzeinkünfte und am besten mit einem Epilog auf die „geizige Chefetage“ und einen Hinweis auf die vielen im Gehalt inkludierten unbezahlten Überstunden da sieht der Dialog mit Arbeitnehmer aus anderen Ländern ganz anders aus.

Etikette?!

Bei einer Zusammenkunft, als mein Partner von einer neuen Arbeit erzählt, hatten wir uns noch nicht mal hingesetzt und sein Bekannter fragt „Und, was kriegst du?“. Mir wäre fast der Kaffee aus der Nase geschossen, es traf mich wie ein Blitz, tausend Gedanken, Dunkelheit und nur ein Satz „Sowas fragt man doch nicht!“. Noch bevor ich mich eingekriegt habe lachen beide Männer und ich höre nur „Cool, Bro, klingt geil!“. Ich fasse es nicht: er hat scheinbar sogar geantwortet!

Gehalt: Klartext

Als ich mein Herzflattern wieder im Griff hatte war ich über mich selbst erstaunt: bin ich wirklich so deutsch? Ich hätte nie jemanden zu seinem Gehalt befragt! Und wenn ich selber gefragt würde, hätte ich wohl kaum eine genaue Summe genannt. Und übertrieben schon gar nicht! Andere Leute, die nicht so vertagstreu sind machen das ganz selbstverständlich, ohne Grauzone, ohne Rumgetue. Zack: Zahl raus, alles klar. Weiter im Gespräch.

Bewegungen in der Komfortzone

Um aus meiner Komfortzone rauszukommen habe ich es schon ein- zweimal versucht, jemanden danach zu fragen, habe dann aber doch einen Rückzieher gemacht. Aber ich habe mir fest vorgenommen, ich mach’s einfach, auch wenn ich mir dabei vorkomme, als würde ich mich nach den sexuellen Vorlieben meines Gegenübers erkundigen.
 
Warum treibt es dann mir, wo ich doch sowieso von berufswegen schon viel mit Gehältern zu tun habe (Über mich) und es gewohnt sein sollte, die Schweißperlen auf die Stirn. Wirklich kulturell bedingt? Oder nur bei mir so?
 
Wie ist das in deinem im Freundes- und Bekanntenkreis. Redest du offen übers  Gehalt oder ist das eher ein Tabuthema für dich?

Was gibt’s noch zu dem Thema?

Frau lehnt auf Tisch mit verschränkten Armen, starrt auf ein orangenes Sparschwein
 

Mich würden auch andere Blogartikel oder Studien zum Thema interessieren. Hast du mal etwas relevantes dazu gelesen? Kommentiere gerne unten oder kontaktiere mich per Mail/Instagram.

 
HRliebtdich Orange in Scheiben, frei schwbend, saftig

Frisch gepresst!

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