Strategien, Ideen, Ansätze gibt es viele. Heute beschäftigen wir uns mit dem Azubrecruiting-“Tool“ Schülerpraktikum bzw. Praktikum im Betrieb. Vorallem für das Handwerk eine Quelle, die einen großen Teil der Strategie ausmachen sollte.
Warum (Schüler)-Praktikum?
Zunächst mal das Wichtigste vorweg: Ausbildung ist kein Beiwerk des Recruiting, sondern sollte als eigener Zweig mit genau der gleichen Aufmerksamkeit behandelt werden wie die Fachkräfte.
Schließlich sind sie die Fachleute von morgen und Weitblick trennt die Spreu vom Weizen. Die Art von Finden und Gewinnen der Zielgruppe ‚Jugendliche‘ weicht von den der ‚Erwachsenen‘ ab.
Praktika im Betrieb aktiv anzubieten, ist ein bewährtes und sehr effektives Hilfsmittel, um einerseits Betrieb und Branche bekannt zu machen. Andererseits können interessierte Jugendliche gleich genauer auf Eignung und Persönlichkeit geprüft werden.
Vom Praktikum bis zur offiziellen Bewerbung – bzw. das Anbieten der Ausbildung durch den Betrieb! – ist es nur noch ein Wimpernschlag.
„Aber Jessica, die Organisation ist zu aufwendig, soll ich das jetzt auch noch mitmachen?“
Zeiten dafür müssen eingeplant werden, das ist wahr. Es macht auch Sinn, feste Ansprechpartner:innen für das Thema Azubirecruiting zu haben. Das macht die Kommunikation nach außen aber auch innerhalb des Unternehmens leichter („ach, Praktikum? Ja, das macht die Jessica!“)
Wie kann man also vorgehen, um sich nicht zu verzetteln, vor allem, wenn die Firma mit dem Thema noch nicht so vertraut ist?
(Kein) Leitfaden
Ich gebe euch ein paar Stichpunkte aus meiner täglichen Praxis zu dem Thema – best practise sozusagen. Jede Organisation ist anders, also zieh dir raus, was für dich hilfreich sein könnte und baue den Rest drumherum.
1. Präsenz
Um Schüler in den Betrieb zu bekommen, musst du dort sein, wo darüber gesprochen wird. Sei präsent als Firma in Schulen, in der eure Zielgruppe größtenteils noch lernt. Für das Handwerk sind das Mittelschulen, Realschulen, berufsbegleitende Schulen und auch die Hochschule nicht vergessen.
Obwohl hier noch eine gewissen Gegenwehr herrscht was das Thema Ausbildung angeht.
Präsent bist du, wenn du dich in Veranstaltungen mit einbringst, auf örtliche Berufsinfotage gehst, Vorträge in Schulen anbietest, Material zum Aushängen verschickst, netzwerkst mit diesen Schulen und Ansprechpartnern.
Habe dabei Geduld, das steht nicht von heute auf morgen, ein Netzwerk zu knüpfen braucht Zeit. Ich darf heute nach über 5 Jahren im Azubirecruiting nicht ein halbes Jahr die Energie rausnehmen, sonst bin ich weg von Fenster. Plane Zeit dafür ein, die brauchst du.
Und trete bei deinen Ansprechpartnern als integre Persönlichkeit auf, sei verbindlich und unverwechselbar nach Möglichkeit. Aber das bringst du sicherlich sowieso schon mit.
2. Praktikumsplätze vergeben
Zugegeben, die Strukturen für regelmäßige Praktika im Unternehmen muss da sein, alle Ansprechpartner involviert und die Fachabteilungen miteinbezogen sein. Allen muss klar sein, wie wichtig die Sache ist. Das Handwerk kommt ohne Lehrlinge schlecht aus, also gehe all in!
Für ein Schülerpraktikant gibt es bei mir beispielsweise kaum Mindestvoraussetzungen. Die vom Schüler angefragte Woche muss noch frei sein, es kann sich fast jeder für ein Praktikum bewerben.
Ruft jemand bei mir persönlich zu dem Thema an, lege ich die Hürde so niedrig wie möglich. Ich lasse mir nur den Lebenslauf im Nachgang schicken, damit ich die Kontaktdaten habe, betone dabei aber extra, dass hier kein Kunstwerk abgegeben werden muss.
Ich vermute nämlich stark, dass ein 15 jähriger mit einem picoobello-Lebenlauf schnell überfordert werden kann und es sich deshalb nochmal überlegt. Das will ich nicht.
Manche Personaler:innen sehen das anders, aber es ist einfach nicht nötig. Wer es schafft, sich bei dir auf irgendeine Art und Weise zu melden und Interesse zeigt, sollte herzlich willkommen sein. Warum auch nicht?
Ist das KMU Handwerk von heute auf morgen plötzlich sexy für die Jugend geworden und ich mich vor Bewerbungen und Anfragen nicht mehr retten, werde ich diese Strategie nochmal überdenken. Vorher nicht.